PRCC Marcos Quiroga Fernanzed
Arbeitsmarkt & Recruiting

FlexOffice statt 9-5

Veröffentlicht am 02.11.20 von Juliane Weidtmann

Im Gespräch mit Marcos Quiroga Fernández, Head of Newsroom, Social Media & Digital Communities bei METRO AG über die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Arbeitsmodelle, Führen auf Distanz und die Lehren aus der Krise.

Am Thema Home Office scheiden sich die Geister – während viele Unternehmen diese Möglichkeit inzwischen als selbstverständliches Werkzeug der Flexibilität sehen, wehren sich andere mit Händen und Füßen dagegen. Weniger umstritten ist diese Option bei Arbeitnehmern, inzwischen werden sogar Stimmen laut, die ein gesetzlich festgeschriebenes Recht auf mobiles Arbeiten fordern. Für Marcos Quiroga Fernández überwiegen die positiven Aspekte der dezentralen Arbeitsweise deutlich.

Hat sich die Einstellung zum Thema Home Office bei Ihnen persönlich oder grundsätzlich in Ihrem Unternehmen in der Corona-Zeit geändert?

MQF: Glücklicherweise hatten wir schon vor Beginn der Corona-Krise die Möglichkeit, an drei Tagen in der Woche von zu Hause aus zu arbeiten – nicht nur in meinem Team, sondern in der gesamten METRO AG. Der Schritt, nur noch im FlexOffice, wie es bei uns heißt, zu arbeiten, war also nicht so groß, wie er es vielleicht in anderen Unternehmen war und ist. In meinem Team verfügen alle Mitarbeiter über die nötige technische Ausstattung, der rechtliche Rahmen war durch die FlexOffice-Betriebsvereinbarung schon abgesteckt und auch die Infrastruktur ist gegeben, so können wir z.B. die meisten Freigaben und Signaturen auf digitalem Wege erledigen.

Also alles wie immer? Oder hat die konsequente Nutzung des FlexOffice Auswirkungen auf das Teamgefüge?

MQF: Es macht natürlich einen Unterschied, wenn man sich gar nicht mehr persönlich sieht. Allein der kurze Plausch an der Kaffeemaschine, der jetzt wegfällt, fehlt.  Umso wichtiger wird es, dass man sich bewusst Räume schafft für den informellen Austausch. Wir haben das „Café Digital“ eingeführt – die Viertelstunde vor unseren täglichen virtuellen Meetings ist jetzt dafür reserviert. Wer Lust hat, klinkt sich ein und es wird nicht über den Job gesprochen. Das wird sehr gut angenommen und zeigt, wie wichtig diese kurzen Plaudereien für das Teamgefüge sind.

Man liest momentan oft Aussagen wie: Führen auf Distanz ist anstrengender oder kräftezehrender, als wenn man sich täglich sieht. Teilen Sie diese Meinung?

MQF: Ich persönlich teile diese Meinung überhaupt nicht. Eher im Gegenteil. Mein Team ist zuverlässig und motiviert, und ich vertraue meinem Team. Wir haben gemeinsam klare Ziele definiert, die zu einem bestimmten Zeitraum erreicht werden. Ich muss nicht kontrollieren, ob die Arbeit gemacht wird. Diese Führungsphilosophie funktioniert allerdings nur, wenn das Team mitzieht. Hätte ich Zweifel an der Motivation eines Mitarbeiters, würde ich sicherlich den Austausch etwas engmaschiger gestalten. Hat man davon dann mehrere, kann ich mir vorstellen, dass es anstrengend werden kann.

Bei hochmotivierten Mitarbeitern besteht auf der anderen Seite das Risiko, dass sie immer verfügbar sind. Sehen Sie es als Ihre Verantwortung, darauf zu achten, oder betrachten Sie es als Verantwortung jedes Einzelnen, irgendwann Feierabend zu machen?

MQF: Das sehe ich absolut als meine Verantwortung. Es gibt immer Phasen, in denen man ein bisschen mehr Gas geben muss, aber wenn ich das Gefühl habe, dass eines meiner Teammitglieder nicht mehr abschaltet, dann spreche ich das an. Ich selbst neige auch dazu, mir in Peak-Phasen zu wenige (Denk-)Pausen zuzugestehen, daher weiß ich aus eigener Erfahrung, wie wichtig ist es, dass jemand – bestenfalls der Vorgesetzte – das bemerkt und interveniert. Sitzt man gemeinsam im Büro, ist es natürlich offensichtlicher, wenn jemand ständig Überstunden macht und sich zu viel zumutet. Beim dezentralen Arbeiten ist es meine Aufgabe als Führungskraft, durch den engen Kontakt innerhalb des Teams und mit jedem einzelnen Mitarbeiter, hier den Überblick zu behalten.

Sie haben an anderer Stelle gesagt: „9-5 ist 90s Style“ – hat die Corona-Krise Ihrer Ansicht nach generell Einfluss auf die Entwicklung der Arbeitswelt?

MQF: Grundsätzlich hat sich die Arbeitswelt ohnehin in den letzten Jahrzehnten gewandelt – zum Glück. Die klassische Rollenverteilung, mit dem Mann, der die Familie versorgt und der Frau, die zu Hause ist und sich um die Kinder kümmert, ist ja völlig überholt, ich könnte mir das gar nicht mehr vorstellen. Durch die Anforderungen insbesondere an Eltern in den letzten Monaten ist aber überdeutlich geworden, wie wichtig es ist, dass die Arbeitswelt sich auf flexible Arbeitsmodelle einlässt. Unternehmen tun sich ja auch selbst einen Gefallen, wenn sie ihren Mitarbeitern da entgegenkommen.

Bei der METRO funktioniert das flexible Arbeiten offenbar gut – zieht der Konzern denn weitere Konsequenzen aus den Erfahrungen der letzten Monate?

MQF: Es gibt eine Projektgruppe, die sich mit dem ganzen Themenkomplex beschäftigt. Corona bringt ja neben der Organisation von flexiblem Arbeiten noch ganz andere Herausforderungen mit sich. Wie werden Geschäftsreisen zukünftig organisiert, wie gehen wir mit internen und externen Veranstaltungen um, etc. Für all das braucht es Konzepte, denn das Thema wird uns sicher noch eine ganze Weile begleiten.

Wir bedanken uns für die Einblicke und wünschen weiterhin eine erfolgreiche Zeit am heimischen Schreibtisch.

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